Für Europa muss sich die Bedeutung von Kohle wandeln
Seit Gründung der Europäischen Gemeinschaft für Kohle und Stahl (EGKS) im Jahr 1952 ist Kohle untrennbar mit der Geschichte der Europäischen Union verbunden. Das Voranschreiten des menschengemachten Klimawandels zwingt uns jedoch dazu, die Bedeutung des Energieträgers für Europa zu überdenken: etwa ein Fünftel aller Treibhausgase in der EU stammen aus den Schloten von Kohlekraftwerken, der Kohleabbau zerstört Natur sowie Umwelt und ganze Dörfer wurden zur Umsiedlung gezwungen.
Kohle darf die EU nicht spalten
Damit der Kampf gegen den Klimawandel gewonnen werden kann, muss eine umfassende Transformation der europäischen Energiesysteme eingeleitet werden. Statt auf fossile müssen wir auf erneuerbare Energienquellen setzen und diese beständig ausbauen. Im Umkehrschluss muss der Anteil der Kohle am Energiemix der EU koordiniert und klimawirksam sinken.
Während die Abkehr von fossilen Energien in den nord- und westeuropäischen Ländern stärker vorangeht, ist Kohle in Zentral- und Osteuropa nach wie vor ein bedeutender Teil des Energie- und Wirtschaftssystems.
Fünf der 28 EU Mitgliedstaaten – darunter Polen, Deutschland und Tschechien – haben einen Kohleanteil von über 40 % am nationalen Strommix. In den großen Kohleregionen Europas wie Oberschlesien, dem Rheinischen Revier oder der Lausitz finden zudem immer noch etwa 450 000 Personen eine Beschäftigung, die direkt oder indirekt in Zusammenhang mit dem fossilen Energieträger steht. Diese Jobs sind oft gute bezahlte, gewerkschaftlich organisierte Arbeitsplätze mit hoher beruflicher Identifikation. Der Verlust für die betroffenen Regionen ist groß.
Solidarischer Klimaschutz – Keine Region darf zurückgelassen werden
Dass Europa sich für eine nachhaltige Zukunft und eine Abkehr von fossilen Brennstoffen einsetzt, ist richtig. Gleichzeitig muss sich die EU aber auch für die Regionen einsetzen, in denen immer noch eine starke Abhängigkeit von fossilen Energien besteht – keine Region darf auf dem Weg ins kohlenstofffreie Zeitalter zurückgelassen werden.
Es ist deshalb gut, dass sich die Kohleregionen der EU in der Platform „Coal Regions in Transition“ zusammengeschlossen haben. Dieser Austausch muss verstetigt und untersetzt werden. Außerdem muss das Europäische Beihilferecht dort flexibilisiert werden, wo es Investitonen behindert, die eine solidarische Transformation unterstützen.
Die vom Europäischen Parlament angestoßene Gründung des „Just Energy Transition Fund“ ist ein weiterer Beitrag, um die sozio-ökonomischen Herausforderungen in den Kohlerevieren zu bewältigen: Mit den Mittel des Fonds können eine faire Energiewende ermöglicht, Investitionen in neue Technologien und Kompetenzen getätigt, grüne Arbeitsplätze geschaffen und den Bewohnerinnen und Bewohnern von Kohleregionen eine Perspektive in einer kohlefreien Zukunft aufgezeigt werden.
Wir müssen uns dafür einsetzen, dass alle Regionen vom Übergang ins postfossile Zeitalter profitieren – dafür braucht es ein Europa, in dem Klimaschutz und soziale Gerechtigkeit Hand in Hand gehen!